Titan 19 by Unknown

Titan 19 by Unknown

Autor:Unknown
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne SF
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


VII

Er hatte das Hotel vorher nicht zu Gesicht bekommen. Von dem Alkoven in der Hotelhalle aus hatte er nur einen etwas verwirrten Blick darauf werfen können, während er inmitten seines Gepäcks dagestanden hatte und plötzlich der Hausdiener aufgetaucht war, der ihn in seine Räume brachte.

Aber jetzt sah er, daß es ein seltsam substanzielles Märchenland war, mit Springbrunnen und verborgener Springbrunnenmusik, mit spinnwebenhaften Regenbogen, die als Torbögen und Gewölbeträger dienten, mit schimmernden Säulen aus Glas, die die ganze Konstruktion der Halle auffingen und reflektierten und so vermehrten. Man war daher in der Illusion gefangen, daß dies etwas war, das sich in alle Ewigkeit fortsetzte, und doch konnte man gleichzeitig ein Stück davon im eigenen Bewußtsein abgrenzen und es damit zu einem intimen Winkel für eine Gruppe von Freunden machen.

Es war Illusion und Substanz, Schönheit und ein Gefühl des Zuhauseseins – es war, so argwöhnte Bishop, für alle Menschen alles und das, was man daraus zu machen wünschte. Ein Ort schierer Zauberei, der einen von der Welt und ihren Vordergründigkeiten trennte, und dies mit einer Fröhlichkeit tat, die keineswegs zerbrechlich war, und einer Sentimentalität, die kurz vor dem Punkt haltmachte, wo sie kitschig wurde, ein Ort, der ein Gefühl des Wohlbehagens ausstrahlte, und eines der eigenen Wichtigkeit, das allein schon davon bestimmt wurde, weil man ein Teil eines solchen Ortes war.

Es gab keinen solchen Ort auf der Erde, es konnte ihn nicht geben, denn Bishop argwöhnte, daß in diesen Bau etwas eingegangen war, das weit über menschliches Planen hinausging, weit über menschliches architektonisches Geschick. Man schritt verzaubert dahin, man sprach wie verzaubert und man fühlte, wie das Funkeln und das Leuchten dieses Ortes im eigenen Bewußtsein lebte.

»Es packt einen«, sagte Monty. »Ich sehe mir immer die Gesichter der Neuen an, wenn sie zum erstenmal hier stehen.«

»Nach einer Weile läßt es nach«, sagte Bishop und glaubte es nicht.

Monty schüttelte den Kopf. »Mein Freund, es läßt nicht nach. Es überrascht einen nicht mehr so sehr, aber es bleibt die ganze Zeit bei einem. So lange lebt kein Mensch, daß ein Ort wie dieser schal und alltäglich werden könnte.«

Er hatte sein Dinner im Speisesaal eingenommen, einem Saal, der alt und würdevoll war, antik und aus einer anderen Welt stammend, und erfüllt von einer atemlosen Zehenspitzenatmosphäre, mit kimonianischen Kellnern, die dicht hinter einem bereitstanden, bereit, ein bestimmtes Gericht oder eine Weinlage zu empfehlen.

Monty trank Kaffee zum Essen, und ein paar Leute waren vorbeigekommen und einen Augenblick stehengeblieben, hatten ihn willkommen geheißen und über die Erde ausgefragt. Alle hatten sie gekünstelte Gleichgültigkeit an den Tag gelegt, aber einen Hunger in den Augen, der ihre Gleichgültigkeit Lügen strafte.

»Die wollen, daß Sie sich zuhause fühlen«, sagte Monty, »und die empfinden das auch genauso. Die freuen sich, wenn ein Neuer kommt.«

Er fühlte sich zuhause – mehr als er sich bisher in seinem Leben zuhause gefühlt hatte, so als fange er bereits an, sich einzufügen. Er hatte nicht damit gerechnet, sich so schnell einzufügen, und er staunte ein wenig darüber – denn hier waren all die Leute, mit denen beisammen zu sein er sich erträumt hatte, und jetzt endlich war er mit ihnen beisammen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.